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"Nie vergessen" ist jetzt!


Der 21. November dürfte für die Schülerinnen und Schüler der 9. Klassen ein besonderer Tag gewesen sein. Sie bekamen nämlich die Gelegenheit, die Holocaustüberlebende Eva Erben zu treffen, welche bereits im Januar 2020 bei uns am JKG zu Gast war und mit ihrer bewegenden Lebensgeschichte die Zuhörerinnen und Zuhörer in den Bann zog.

Die Reise von Frau Erben nach Deutschland war zwar schon länger geplant, jedoch war ihr Deutschlandbesuch mitunter geprägt von den Terrorangriffen der Hamas auf Israel am 07. Oktober. Zunächst etwas irritierend, aufgrund der momentanen politischen Lage aber durchaus nachvollziehbar fand diese Veranstaltung nämlich unter Polizeischutz statt. Es ist leider traurige Realität, dass Juden in Deutschland auch 80 Jahre nach dem Holocaust geschützt werden müssen.

Dass Frau Erben abermals Zeugin von Judenhass wurde, erwähnte Gottfried Bühler, Leiter und Moderator dieser Veranstaltung, gleich zu Beginn. Sie sei zwar nicht direkt vor den Angriffen der Hamas geflohen, jedoch haben die Angriffe die Fenster ihres im nur wenige Kilometer vom Gaza-Streifen entfernten Hauses in Aschkelon zum Bersten gebracht.

Nach den Grußworten von Frau Rugart, Abteilungspräsidentin des RP Stuttgart, wurde schließlich Frau Erben mit stehendem Beifall von den mit ca. 1400 Zuhörern prallgefüllten Hölderlinsaal der Schwabenlandhalle in Fellbach begrüßt. Auf Fragen von Herrn Bühler hin erzählte Frau Erben ihre Lebensgeschichte, welche früh geprägt wurde von den Taten Hitlerdeutschlands. 1930 in Prag geboren erlebte sie nach neun schönen und glücklichen Kindheitsjahren mit ihrer Familie, wie die Nationalsozialisten die Tschechoslowakei 1939 besetzen und fortan von einem glücklichen Leben keine Rede mehr sein konnte. Vier Jahre musste sie von 1941-1944 im KZ Theresienstadt verbringen, bevor sie schließlich weiter nach Auschwitz deportiert wurde. Sie berichtete von den vergleichsweise noch „guten“ Verhältnissen in Theresienstadt, was sich aber in Auschwitz vollzogen habe, wäre nicht zu ertragen gewesen. Im Schlaf, so sagte sie, war sie immer an einem besseren Ort – in den heimischen vier Wänden in Prag, mit ihrer Familie, es war warm und sie hatte genug zu Essen und Trinken. Sie überlebte mehrere Selektionen und auch den Todesmarsch sollte sie als einzige ihrer Familie überleben. Dass sie überhaupt überlebte sei auf sehr glückliche Umstände zurückzuführen; „Mich hat man vergessen“ (so auch der Name ihres Buches), erzählte sie. In einer Scheune hatten sie und die anderen auf dem Todesmarsch befindlichen und völlig entkräfteten „Gefangenen“ übernachtet, jedoch als sie aufwachte, war sie allein - „sie müssen gedacht haben, ich sei tot“, berichtete sie weiter.

Eva Erben überlebte; dass der Holocaust aber 1945 nicht einfach so endete, sondern das Leben der Überlebenden weiter begleitete, wird auch im Falle Eva Erbens deutlich. Sie hasste fortan die deutsche Sprache und wollte nie wieder deutsch sprechen, ihren Kindern verschwieg sie lange, was sie alles erlebt hatte. Umso erfreulicher für uns, dass Frau Erben ihr Schweigen aufgegeben hat und uns heute Zeugnis von einer Zeit gibt, die zwar lange her zu sein scheint, jedoch an Aktualität leider nicht verliert. Irgendwann werden auch die Stimmen der letzten Zeitzeugen des Holocaust nicht mehr zu hören sein. So liegt es an uns, weiter zu mahnen und zu erinnern, denn „nie vergessen“ ist jetzt.

Nach den ausführlichen und intensiven Schilderungen Frau Erbens hatten acht ausgewählte Schülerinnen und Schüler – darunter auch vier Schüler des JKG (Jakob, Oscar, Felix und Paul) – die Möglichkeit eine Frage an sie zu stellen. Auf die letzte Schülerfrage hin, ob sie denn ein Ereignis in ihrem Leben besonders geprägt hat, antwortete sie zunächst wortkarg, aber auch vielsagend: Die Liebe. Ihr Leben, welches seit den späten 1940er Jahren in Israel unter neuen Vorzeichen weiterging, sollte fortan nicht mehr von Hass geprägt sein.

Wir danken an dieser Stelle insbesondere Frau Erben, dass sie uns ihre Lebensgeschichte näherbrachte und wichtige Botschaften mit auf den Weg gab, aber auch der ICEJ (Internationale Christliche Botschaft Jerusalem) und Familie Bühler, dass sie uns die Begegnung mit Frau Erben ermöglichte.

Sebastian Keck











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